Ein Gespräch über Führung, Wandel und Erfahrung. Oder: Irgendwas ist immer
Aus ISAP wird MAIT und Herbert Kleinewiese und Norbert Assen verabschieden sich allmählich aus ihrer Rolle als Geschäftsführung. Sie sprechen über Verantwortung, Veränderung und den Weg des Unternehmens in die nächste Generation.
Nach vielen Jahren gemeinsamer Geschäftsführung bei der ISAP ziehen sich Norbert Assen und Herbert Kleinewiese nun schrittweise von ihrer aktiven Rolle zurück. Norbert Assen blickt dabei auf mehr als drei Jahrzehnte zurück. Herbert Kleinewiese hat das Unternehmen über zwei Jahrzehnte hinweg begleitet. Mit dem Übergang zur MAIT beginnt ein neuer Abschnitt. Für das Unternehmen und für beide persönlich.
Im Gespräch erzählen sie, wie sie den Wandel erlebt haben und was es bedeutet, nach so vielen Jahren Verantwortung abzugeben. Sie schildern Entscheidungen und Erfolge, erinnern sich an Herausforderungen und Veränderungen und blicken darauf, was sie stolz macht. Gleichzeitig sprechen sie darüber, welche Erfahrungen sie der nächsten Generation mitgeben möchten, die die Entwicklung des Unternehmens nun weiterführt.
Wie fühlt es sich an, loszulassen? – Ist da mehr Wehmut oder Vorfreude?
Norbert Assen: Nach dreiunddreißig Jahren ISAP überwiegt bei mir aktuell eher die Wehmut. Doch wer weiß, vielleicht wandelt es sich auch noch in Vorfreude.
Herbert Kleinewiese: Wenn man wie wir etwas mit so viel Herzblut gemacht hat, ist es nur logisch, sich auch ein wenig wehmütig zu fühlen. Grundsätzlich freue ich mich jedoch immer auf das, was im Leben als nächstes kommt und so empfinde ich auch jetzt.
Was wird euch am meisten fehlen?
Norbert Assen: Die ISAP über so lange Zeit führen zu dürfen, war schon eine großartige Sache, das werde ich definitiv vermissen.
Herbert Kleinewiese: Da stimme ich dir zu. Es war ein großes Glück und sehr erfüllend, die Geschicke eines Unternehmens zu steuern, das über die ganze Zeit hinweg so erfolgreich war. Wir haben nie rote Zahlen geschrieben, das finde ich absolut erwähnenswert.
Was wird euch ganz sicher nicht fehlen?
Herbert Kleinewiese: Grundsätzlich gibt es nichts, das ich als wirklich schlimm bezeichnen würde. Natürlich läuft nicht immer alles glatt und es gibt Situationen, die man sich lieber erspart hätte. Für mich gehört das jedoch zum Gesamtpaket dazu. Ich nehme solche Erfahrungen an, ziehe daraus, was sinnvoll ist, und lasse sie dann bewusst hinter mir. Negatives trage ich nicht lange mit. Es passiert, man lernt daraus, und dann geht es weiter.
Norbert Assen: Themen, die das Personal betreffen, gehen mir immer besonders nahe. Solche Situationen berühren mich stärker als andere Entscheidungen im Alltag. Gleichzeitig weiß ich, dass es im Laufe vieler Jahre auch Momente gibt, die herausfordernd sind und sich nicht vollständig vermeiden lassen. Sie gehören einfach zu einer verantwortlichen Rolle dazu.
Wenn ihr auf die letzten Jahre zurückblickt: Worauf seid ihr besonders stolz?
Norbert Assen: Wir haben es geschafft, die ISAP über die mehr als drei Jahrzehnte hinweg stets in sicherem Fahrwasser zu führen. Das hat es uns ermöglicht, kontinuierlich Mitarbeitende einzustellen, ihnen einen sicheren Arbeitsplatz zu geben und sie stets pünktlich zu bezahlen. Das macht mich stolz.
Herbert Kleinewiese: Da stimme ich dir zu. Besonders wichtig war für mich auch, dass wir immer unabhängig geblieben sind. Wir konnten Entscheidungen aus eigener Überzeugung treffen und das Unternehmen so entwickeln, wie wir es für richtig hielten.
Norbert Assen: Und dabei ist in den vergangenen drei Jahrzehnten ja einiges passiert: Vom Ausscheiden von Gesellschaftern über die Übernahmen diverser Unternehmen, die Umstellungen rund um die Jahrtausendwende, Wirtschaftskrisen bis hin zu Corona. Ich merke schon, irgendwann muss ich wohl mal die große ISAP-Chronik schreiben. Man sieht viele Gesichter kommen und gehen, Trends auftauchen und wieder verschwinden. Aber wir waren immer da, verlässlich und mit beiden Beinen im Geschäft.
Herbert Kleinewiese: Richtig, wir waren stets zuverlässig gegenüber Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden. Und nicht wenige, die damals dabei waren, sind es heute immer noch.
Was ist für euch typisch ISAP?
Herbert Kleinewiese: Wir sind bodenständig, direkt, professionell, innovativ…
Norbert Assen: …und familiär!
Was hat euch überzeugt, dass MAIT der richtige Partner für die Zukunft der ISAP ist?
Herbert Kleinewiese: MAIT hat eine ganz ähnliche Herkunft wie wir: mittelständisch geprägt und seit Jahrzehnten am Markt. Schon seit über zwanzig Jahren begegnen wir uns geschäftlich und haben auch immer wieder in Teilprojekten zusammengearbeitet. Das hat uns gezeigt, dass unsere Werte und das, was wir aufgebaut haben, auch in Zukunft Bestand haben kann – menschlich, aber auch in Bezug auf unsere Produkte und Lösungen. Ein wichtiger Faktor war zudem, dass unter dem Dach von MAIT für alle unsere Mitarbeitenden eine Perspektive und eine Zukunft besteht.
Norbert Assen: Wenn wir in den vergangenen dreißig Jahren eines gelernt haben, dann, dass man sich dem Markt ständig weiter anpassen muss. Die Projekte unserer Kunden wachsen kontinuierlich und die Anforderungen durch die Digitalisierung deutlich komplexer geworden. Das lässt sich auf Dauer nur mit einer starken, breit aufgestellten Mannschaft erfolgreich stemmen.
Was war euch bei diesem Schritt besonders wichtig – für das Team, für die Kunden, für das Unternehmen als Ganzes?
Herbert Kleinewiese: Zum einen natürlich, dass unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in einem verlässlichen Umfeld arbeiten und planen können. Wir haben so viele richtig gute Leute hier an Bord, die auch in Zukunft viel bewegen können und wollen. Es freut uns, dass sie sich so gut in der neuen Struktur eingefunden haben.
Für unsere Kunden war uns wichtig, eine Perspektive zu schaffen, die sowohl Kontinuität in den gewohnten Lösungen bietet als auch neue Chancen im erweiterten Angebot erschließt.
Norbert Assen: Wie eben bereits angesprochen, war es auch essenziell für uns, dass unsere Firmenkultur in ein neues größeres Unternehmen weitergetragen wird.
Wie habt ihr die letzten 1 ½ Jahre Übergangszeit erlebt?
Herbert Kleinewiese: Wir fanden es sehr positiv, dass der Integrationsprozess bewusst langfristig angelegt wurde – als echtes Zusammenwachsen mit Beteiligung aller, nicht als schnelle Umstellung.
Zudem war der ganze Ablauf wirklich reibungslos. Trotz der Herausforderungen, die mit einem solchen Prozess unweigerlich einhergehen, hat das gesamte Team so reingehauen, dass wir die letzten zwei Jahren sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Wir waren operativ überhaupt nicht eingeschränkt, ganz im Gegenteil nutzen wir sogar schon seit geraumer Zeit Synergien in Bereichen wie dem Training oder dem Consulting.
Was verändert sich mit MAIT, und was bleibt im Alltag spürbar gleich für die Kunden und das Team?
Herbert Kleinewiese: Das Angebot wird deutlich größer und wir können noch mehr als ganzheitlicher Lösungsanbieter agieren.
Norbert Assen: Genau, zukünftig können wir die Kunden noch umfassender auf ihrem Weg unterstützen bis hin zum Data Driven Enterprise und Model Based Enterprise, da nun beispielsweise auch die kaufmännische Seite mit bedient werden kann.
Herbert Kleinewiese: Wie MAIT es so schön formuliert hat: Wir sind auf Augenhöhe, wegweisend. Diesen Leitspruch haben auch wir bei der ISAP immer schon verfolgt und das wird auch in Zukunft so sein, darauf können unsere Kunden sich verlassen.
Was war euer größtes Learning aus über dreißig Jahren Digitalisierung im Mittelstand?
Herbert Kleinewiese: Irgendwas ist immer… (lacht)
Norbert Assen: Definitiv! Wir haben oftmals gedacht, dass gerade alles absolut rund läuft und dann kamen doch wieder Überraschungen, mit denen man nicht gerechnet hat: Ob neue Anforderungen der Kunden, Veränderungen im Personal oder bei Lieferanten. Die große Herausforderung ist es, darauf richtig zu reagieren.
Herbert Kleinewiese: Aber man wird definitiv gelassener.
Norbert Assen: Ja, denn der Erfahrungsschatz nimmt von Jahr zu Jahr zu. So haben wir gelernt, dass man manche Situationen auch einfach aussitzen kann. Es ist nicht immer ratsam, sofort hektisch Maßnahmen zu ergreifen – es kann sich durchaus lohnen, erst einmal zu beobachten und abzuwarten.
Herbert Kleinewiese: Was wir tagtäglich tun, machen wir ja nicht zum Vergnügen. Für unsere Kunden ist es ein wichtiges wirtschaftliches Kriterium, daher gilt für mich: Mach nur das, was du kannst. Und was du kannst, das mache richtig. Triff auch ruhig mal mutige Entscheidungen und probiere etwas Neues aus, aber wende es erst dann beim Kunden an, wenn du es richtig gut kannst.
Norbert Assen: Genau, man darf sich nicht verzetteln und muss die Anforderungen des Marktes genau im Auge behalten. Gleichzeitig ist es wichtig, den eigenen Fokus zu bewahren und das Portfolio gezielt weiterzuentwickeln statt wahllos neue Themen aufzunehmen. Wir haben uns stets auf unseren Bereich fokussiert. Daher haben wir uns beispielsweise auch dazu entschieden, unsere beiden Tochterfirmen diprotec und Intalogy auszugliedern, denn sie betreffen nicht unser Kerngeschäft. Wir wollten unseren Fokus behalten und ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst gut zu entwickeln und entsprechend zu fokussieren.
Auch das Thema Transparenz ist wichtig. Entscheidungen sollten nachvollziehbar kommuniziert werden – im Team und auf Augenhöhe, auch wenn sie nicht immer bequem waren.
Herbert Kleinewiese: Das war auch der Grund, weshalb wir vor einigen Jahren die gesamte Organisationsstruktur umgekrempelt haben. Denn du bist nichts ohne wirklich großartiges Team.
Abschließend können wir wohl sagen, dass wir den für uns richtigen Weg gegangen sind: angefangen mit einer Handvoll Leute bis hin zur heutigen Größe. Rückblickend fühlt sich das absolut stimmig an.
Welchen Satz habt ihr in all den Jahren am häufigsten gesagt oder gedacht?
Herbert Kleinewiese: Ich weiß, welcher Satz es bei Norbert ist: „Das kann doch nicht sein.“ (lacht) Bei mir geht es in eine ähnliche Richtung und ich habe den Satz ja auch gerade schon einmal benutzt: „Irgendwas ist immer.“ Wir haben aber wie bereits erwähnt glücklicherweise eine gewisse Altersgelassenheit entwickelt.
Was gebt ihr dem Team mit auf den Weg?
Herbert Kleinewiese: Bleibt so wir ihr seid. Seid mutig, seid offen und vor allem nehmt alles so wie es kommt und bleibt locker.
Norbert Assen: Jeder bei uns im Team hat bereits viele wertvolle Erfahrungen in seiner beruflichen Laufbahn gesammelt. Die bringen richtig was mit und müssen sich damit keineswegs verstecken.
Herbert Kleinewiese: Auf jeden Fall! Alles, was wir bisher erreicht haben, haben wir als Teamleistung erbracht. Wir haben die Mitarbeitenden immer dazu ermutigt, eigene Ideen zu entwickeln und auch eigenverantwortlich zu realisieren, das wird sich weiterhin für sie auszahlen.
Was sollen Kunden, Partner, Kolleginnen und Kollegen in Zukunft über die Zeit mit euch sagen können?
Norbert Assen: Besser geht immer (lacht).
Herbert Kleinewiese: Schlimmer geht immer! (lacht ebenfalls)
Norbert Assen: Nun mal im Ernst. Die Tatsache, dass uns so viele über die Jahre treu geblieben sind, bestätigt uns darin, dass wir vieles nicht ganz so verkehrt gemacht haben können. Dass wir ein zuverlässiger Partner für Kunden, Mitarbeitende und Lieferanten waren und immer zu unserem Wort gestanden haben, das wäre schon schön zu hören. Ehrlichkeit und Verlässlichkeit waren immer die wichtigsten Werte für uns.
Herbert Kleinewiese: In Gesprächen mit Bewerbenden war mir immer wichtig zu vermitteln, dass es bei uns nicht nur um Arbeit geht, sondern auch um Freude an dem, was man tut. Ich würde mich freuen, wenn das für viele tatsächlich so war.
Wie verabschiedet man sich eigentlich richtig von etwas, das man mit aufgebaut hat?
Norbert Assen: Unsere Tätigkeit reduziert sich jetzt natürlich immer mehr. In vielen Bereichen sind die Verantwortungen schon auf andere Personen übergegangen und werden es bald vollständig. Für mich fühlt sich das eher wie so ein seichtes Ausschwingen an.
Herbert Kleinewiese: Genau: leise, unauffällig und in dem besten Wissen, die ISAP in gute Hände übergeben zu haben.
11. Dezember 2025