Vom Flügelschlag zum Tornado: Variantenmanagement meistern und Komplexität beherrschen

Raimund Schneider
24. Juni 2024

Variantenmanagement gegen den „Schmetterlingseffekt“: So vermeiden Unternehmen chaotische Kettenreaktionen und behalten die Kontrolle über ihre Produktvielfalt.

Variantenmanagement ist ein wirksames Mittel, um Produktvielfalt und Komplexität zu beherrschen
Variantenmanagement ist ein wirksames Mittel, um Produktvielfalt und Komplexität zu beherrschen

Was hat ein Schmetterling mit Variantenmanagement zu tun? Mehr, als man auf Anhieb meinen könnte, denn der Schmetterlingseffekt ist ein interessantes Konzept aus der Chaostheorie. Es besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Luftwirbel erzeugen, der sich über eine Kettenreaktion zu einem Sturm bis hin zu einem Tornado aufschaukeln kann. Eine Vorstellung, die genauso faszinierend wie unglaublich ist. Doch in vielen Unternehmen ist dieser Effekt täglich zu beobachten. Mit Variantenmanagement lässt er sich wirksam bekämpfen.

In der Konstruktion kann eine vermeintlich kleine Kundenanforderung große Auswirkungen haben. Oftmals gewinnt der Vertrieb einen Auftrag mit nur ein bis zwei kleinen Änderungen. Diese vermeintlich kleinen Änderungen resultieren jedoch oft in einem Berg von Arbeit, den die Konstruktion bewältigen muss.  

Variantenmanagement: Überblick über Komplexität bewahren

Das Interessante ist, dass ein Produkt für diesen Effekt nicht einmal hochkomplex sein muss. Jedes Unternehmen, das ein Produkt mit vielen Variablen, wie beispielsweise Baugrößen, Werkstoffen und Anschlüssen hat, kommt schnell auf tausende von Varianten. Da ist es manuell nahezu unmöglich, den Überblick über die Kompatibilität, die Abhängigkeiten von Anpassungen und den Änderungsprozess zu behalten. Daher ist es sinnvoll, Variantenmanagement einzusetzen, um langfristig Zeit, Ressourcen und somit Kosten zu sparen. Aber Variantenmanagement ist nicht gleich Variantenmanagement. Welche Möglichkeiten gibt es generell?

Möglichkeiten des Variantenmanagements

Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten im Variantenmanagement unterscheiden. Bei der subtraktiven Konfiguration werden auf Basis einer 150 % Stückliste bzw. Baugruppe so lange Komponenten herausgestrichen bis eine 100 % Stückliste bzw. Baugruppe verbleibt, die die Produktkonfiguration beschreibt. Aus einem Baukasten aus Modulen und Komponenten wird bei der additiven Konfiguration über definierte Schnittstellen ein Gesamtprodukt konfiguriert. Die dritte Möglichkeit ist die sogenannte parametrische Konfiguration: Hier können über miteinander verknüpfte Freiheitsgrade die Geometrie von Teilen und Baugruppen sowie unterschiedliche Verbausituationen regelbasiert generiert werden. Die Methoden haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, sodass nicht jede Methode für jeden Anwendungsfall geeignet ist. Schauen Sie sich hierzu gerne den Artikel zu Konfigurationsmethoden an.

Best Practices für eine erfolgreiche Implementierung von Variantenmanagement

Die erfolgreiche Implementierung von Variantenmanagement in über einhundert Projekten hat eine Reihe bewährter Verfahren hervorgebracht. So ist es ratsam, sich nicht durch eine voreilige Systemauswahl einzuschränken und sich somit Konfigurationsoptionen zu verbauen. Oft stellt sich im Prozess heraus, dass bestimmte Anforderungen erweiterte Fähigkeiten erfordern – Flexibilität ist hier entscheidend.  

Zudem empfiehlt es sich, klein anzufangen und dann zu skalieren. Unabhängig davon, ob es sich um einzelne Komponenten, Produktreihen oder Teilbereiche der Konfiguration handelt, mit denen der Einstieg ins Variantenmanagement erfolgt, sollte der Gesamtprozess entwickelt werden. Anschließend kann die Umsetzung in kleinen, handhabbaren Aufgabenpaketen erfolgen. Frühzeitige Meilensteine ermöglichen Erfolgserlebnisse für das Projektteam und bringen bereits zu einem frühen Zeitpunkt Mehrwert im Projekt.

Auch wenn man zunächst klein anfängt, sollte das Ziel langfristig sein, Variantenmanagement im gesamten Unternehmen einzusetzen, um den maximalen Nutzen zu erzielen. In der Konzeptionsphase ist es daher entscheidend, bereits alle am Produktentstehungsprozess beteiligten Abteilungen einzubeziehen, auch wenn sie vorerst nicht im Fokus des Projekts stehen.

Zu guter Letzt ist es essenziell, keine Angst zu haben. Ein vertrauenswürdiger Partner unterstützt durch seine Erfahrung bei der Einführung von Variantenmanagement und sorgt dafür, dass das Projekt fristgerecht und kosteneffizient zum Erfolg geführt wird.


Effiziente Vielfalt: Mit Variantenmanagement den Schmetterlingseffekt zähmen

Variantenmanagement ist eine essenzielle Strategie, um den Herausforderungen der Produktvielfalt und der damit verbundenen Komplexität zu begegnen. Es hilft nicht nur, den Überblick zu bewahren, sondern auch Zeit und Ressourcen zu sparen. Indem Sie die richtigen Methoden und Werkzeuge einsetzen, können Unternehmen ihre Effizienz nachhaltig steigern und brauchen den Schmetterlingseffekt nicht zu fürchten.

Für weitere Informationen zur ressourcenschonenden, skalierten Einführung von Variantenmanagement im Unternehmen, den einzelnen Konfigurationsmethoden, deren Anwendung oder zur Auswahl geeigneter Systeme, bieten wir zudem kostenfreie strategische Gespräche an. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!  

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