Ein Produkt und über 1.000 Varianten – effektives Variantenmanagement im ETO- und CTO-Prozess

Raimund Schneider
17. Oktober 2024

Während beim Engineer-to-Order Prozess jedes Produkt für den Kunden neu konstruiert wird, wählt der Kunde beim Configure-to-Order Prozess aus verschiedenen Optionen und Varianten aus und konfiguriert sein Produkt selbst oder in Absprache mit dem Vertrieb. Welche Rolle das Variantenmanagement dabei spielt, lesen Sie hier.

Während beim Engineer-to-Order Prozess jedes Produkt für den Kunden neu konstruiert wird, wählt der Kunde beim Configure-to-Order Prozess aus verschiedenen Optionen und Varianten aus und konfiguriert sein Produkt selbst oder in Absprache mit dem Vertrieb. Welche Rolle das Variantenmanagement dabei spielt, lesen Sie hier.

Was ist ETO?

Als Engineer-to-Order (ETO) wird ein Prozess in der Konstruktion bezeichnet. Ein Bauteil oder Produkt wird für den Kunden komplett neu konstruiert. Dieser kann seine speziellen Anforderungen in das Produkt mit einfließen lassen. Das Produkt ist somit einmalig und auf die Anforderungen des Kunden zugeschnitten. Jeder Auftrag geht mit neuen Stammdaten, wie Stücklisten, Materialstämme und Arbeitsplänen einher. Anstelle von ETO wird manchmal auch der Begriff Design-to-Order (DTO) verwendet.

Vergleichbar ist dieser Prozess mit dem Sonderfahrzeugbau, zum Beispiel im Rennsport. Jedes Fahrzeug ist ein Unikat.

Was ist CTO?

Beim Prozess Configure-to-Order (CTO) besteht eine Maximalstückliste mit vorgegebenen Bausteinen. Aus dieser wählt der Konstrukteur die Eigenschaften des Produktes wie, Baugruppen, Komponenten, Optionen etc. aus.

Beim Beispiel Automobilindustrie ist dieser Prozess vergleichbar mit der Herstellung von Serien PKWs.

Der Clou beim CTO ist das Parametrisieren. Hier wird ein Bauteil oder eine Baugruppe als Vorlage erzeugt, bei welcher definierte Maße variierbar sind. Das Bauteil oder die Baugruppe wird immer wieder verwendet. Zum Beispiel kann eine Aussparung im Blech beliebig breit konfiguriert werden, ohne dass jede Variante auskonstruiert werden muss.  

Durch die definierten und parametrisierbaren Maße können individuelle Kundenanforderungen ohne großen Aufwand umgesetzt werden. Das Beste daran: Es ist nicht nur für ein Teil möglich, sondern lässt sich auch auf komplette Baugruppen skalieren. Ein gutes Beispiel ist die Länge eines Förderbandes. Sie lässt sich beliebig anpassen und es wird automatisch die richtige Seitenwange erzeugt, mit der entsprechenden Anzahl an Förderrollen, Motoren, etc. Außerdem wird über die Logik der selektierbaren Parameter sichergestellt, dass nur Varianten konfiguriert werden, die produzierbar sind.

Was ist Variantenmanagement?

Ein Produkt und über 1.000 Varianten.

Mit dem Variantenmanagement soll die innere Vielfalt an Produktvarianten reduziert werden, ohne die Anforderungen der Kunden zu vernachlässigen. Manche Produkte, wie beispielsweise elektronische Komponenten werden durch unzählige Varianten immer komplexer. Hier schafft ein ausgeklügeltes Variantenmanagement Abhilfe und das an mehreren Stationen im Produktlebenszyklus, wie Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Vertrieb und After Sales.

Variantenmanagement im ETO- und CTO-Prozess

Egal ob im CTO- oder dem kombinierten Prozess aus CTO und ETO. Ein effektives Variantenmanagement birgt enorme Potenziale, um die Abläufe im Produktlebenszyklus zu verbessern.  

Fokus auf dem Kunden: Vor allem im ETO-Anteil, welches auf spezifische Anforderungen des Kunden ausgerichtet ist, kann ein effektives Variantenmanagement dazu beitragen genau diese Anforderungen zu erfüllen. Wie? Durch individuelle, kundenspezifische Lösungen, nah am Standard. Netter Nebeneffekt: Die Kundenbindung wird verstärkt.

Effizienz steigern: Indem Standardteile und -komponenten wiederverwendet werden, wird die Entwicklungszeit verkürzt. Dadurch sinken die Kosten und die Produktivität steigt.

In null Komma nichts auf Änderungen eingehen: Um auf individuelle Anforderungen des Kunden zu reagieren, fordert vor allem der ETO-Anteil eine hohe Flexibilität. Ein smartes Variantenmanagement ermöglicht es, rapide auf diese Änderungen zu reagieren und den Produktionsprozess anzupassen. Im CTO-Anteil bieten die Möglichkeiten der Konfigurationen eine hohe Flexibilität.

Positive Effekte auf Produktion und Lagerhaltung: Durch die Verwendung von standardisierten Komponenten und Prozessen kann die Produktionszeit reduziert und die Lagerhaltung optimiert werden.

Kosten reduzieren und Qualität verbessern: Variantenmanagement fördert das Verwenden von Standardkomponenten und- Prozessen. Damit können Material- und Fertigungskosten reduziert werden. Weiterhin wird die Produktqualität verbessert, indem Risiken und Fehler im Vorhinein minimiert werden.

Ein effektives Variantenmanagement gibt sowohl dem ETO- als auch dem CTO-Prozess den letzten Feinschliff. Es unterstützt Unternehmen dabei, die Produktqualität zu erhöhen sowie Produktionszeiten und -kosten zu reduzieren. Das Wissen über die Produkte des Unternehmens wird im Variantenmanagement abgebildet und damit nachhaltig gesichert. Außerdem ermöglicht es Variantenmanagement, flexibel auf Kundenanforderungen zu reagieren und diese zu erfüllen. Am Ende des Tages führt dies zu zufriedenen Kunden, einer starken Kundenbindung und einer Reduktion von Verschwendungen.  

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